new environments of mobility

Stationen sind keine architektonischen Unikate

Dietmar Steiner

Direktor Architekturzentrum Wien, Architekturkritiker

www.azw.at

„Was ist wichtig an einem Bahnhof oder Flughafen?“
„Die QualitĂ€t dieser Orte wird an den Kriterien von Übersicht und Orientierung gemessen. Eigentlich mĂŒssten die Stationen der Zukunft als „rĂ€umliche Hubs“ alle gleich ausschauen, das erleichtert die Orientierung. So wie Hilton Hotels auf der ganzen Welt gleich ausstattet sind, selbst im Schlaf weiß ich, wo sich der Lichtschalter befindet. Das ist jetzt radikal formuliert, aber Bahnhöfe und Haltestellen brauchen keine architektonischen EinzelstĂŒcke zu sein. Das bedeutet nur Verwirrung. Als MobilitĂ€tsverknĂŒpfung, als Zeichen nach außen, mĂŒssen diese Bauten dann schon erkennbar und unterscheidbar sein, damit der Reisende weiß, auf welche Station er zusteuert.“

 „Du hast die Bus:Stops in Krumbach kuratiert, kannst du darĂŒber erzĂ€hlen?“
„Die Bus:Stops sind eine soziale Plastik. Das ganze Dorf war neben internationalen ArchitektInnen, Sponsoren und Handwerkern des Bregenzerwalds involviert, ein Projekt mit diesem Gemeinschaftssinn wird nicht so leicht wiederholbar sein. Es sind mittlerweile „die Bus-Stops der AnrainerInnen“ geworden – sie werden von den BewohnerInnen gereinigt und gepflegt. Immer stĂ€rker identifizieren sich Menschen mit ihrem öffentlichen Raum und das in den unterschiedlichsten Bereichen.“

 „Face-to-face trotz Internetrevolution?“
„MobilitĂ€t wird digital werden, keine Frage, aber trotz aller Digitalisierung ist eine Ansprechperson vor Ort wichtig, auch wenn ich sie nicht immer brauche.
VerknĂŒpfungen mĂŒssen mehr an urbaner QualitĂ€t gewinnen, eine höhere Informationsdichte aufweisen. Ein Terminal der Zukunft muss wie Rick‘s Cafe im legendĂ€ren Film „Casablanca“ funktionieren. Das Erdgeschoss offen fĂŒr alle, dahinter ein Spielzimmer  fĂŒr spezielle GĂ€ste und im Obergeschoss die IntimitĂ€t der individuellen Lösung. Face-to-face ist durch nichts zu ersetzen, deshalb braucht es in jedem Hub Ansprechpersonen, wie in Disney World, die einfach die Frage beantworten können, wann denn eigentlich die 13:00 Uhr-Parade stattfindet
“

 „Braucht man in einer Stadt wie Wien ein Auto?“
Das Auto ist der letzte intim-private Raum. Die Politik wird niemals gegen die Mechanismen der Begehrlichkeit des Autos ankommen. Autos sind keine Fahrzeuge mehr, sondern Wohnzimmer, wo man sich gerne aufhĂ€lt – MobilitĂ€t wird sekundĂ€r, man steht ja eh im Stau…. Und die Psychologie darf man auch nicht vergessen: Wenn einer ins Auto einsteigt, ist er noch daheim, steigt er in die Bahn ein, ist er schon bei der Arbeit.“

 

 

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