new environments of mobility

Mit Gleichmut unterwegs

Isabella Straub

Autorin und Werbetexterin

isabellastraub.at

Wie bist du zu unserem Treffpunkt gekommen?
Zu Fuß.

Ein Narrativ deines Romans „Das Fest des Windrads“ ist eine Zugfahrt, diese Form der Mobilität ist dir also sehr vertraut?
Zugfahren ist ein ganz wichtiger Teil meines Lebens, da es für mich die einzige Art der Mobilität ist, bei der ich keine Zeit verliere. Auf dem Fahrrad kann ich nicht schreiben. Im Auto kann ich zwar Bücher hören, aber nicht aktiv etwas tun und mit dem Flugzeug unterwegs sein, bedeutet in ständigem Alarmzustand von einer Wartezone, die ich nicht wirklich sinnvoll verwenden kann zur nächsten eilen. Zug bedeutet „Door-to-Door“, von einem Stadtmittelpunkt in den anderen.

Was machst du in den Zeiten während du auf den Zug wartest?
Warten ist für mich nicht sehr positiv besetzt. Ich habe absolut keine Lust zum Warten um des Wartens willens, das ist jetzt natürlich nicht sehr Zen-mäßig, aber ich habe diese Ruhe nicht.

Wenn du deiner Phantasie freien Lauf lässt, was könnte dem Warten einen angenehmen Input geben?
Um mich wohlzufühlen, muss der Wartebereich geschützt und warm sein, damit ich mich niedersetzen und lesen kann. Ich wäre auch gerne bereit für zusätzliche Assets zu bezahlen…vielleicht Infrarotkabinen am Bahnsteig, man wirft ein paar Euro ein und kann dann zehn Minuten in der Wärme der Infrarotkabine auf den Zug warten.
Auf den Buchmessen gibt es mobile Masseure, das ist sehr angenehm. Das kann ich mir auch in den Bahnhöfen vorstellen! Auch eine Bibliothek, gefüllt ausschließlich mit Kurzgeschichten, wo man je nach
voraussichtlicher Länge der Wartezeit, 10 Minuten-Geschichten oder 20 Minuten-Geschichten aussuchen kann, wäre eine gute Option.

Können Pflanzen die Wartebereiche atmosphärisch verändern?
Das wäre sehr schön! Ein Wartebereich, der sich wie ein Dschungel über den Bahnsteig breitet. Herrlich! Damit wird das Warten mit einer veränderten Biosphäre verknüpft, mit feuchter und warmer Luft. Blumen wären auch sehr inspirierend!

In deinem Roman, beschreibst du die Situation des Ausgeliefertseins, dem Sitznachbarn beim Auspacken und Verzehren des Butterbrots zu zuschauen, sehr detailreich…
Es ist gut, sich mit einem gewissen Maß an Gleichmut auf die Reise zu machen, dann kann man die anderen besser ertragen. Mobilität schafft eine Form der Intimität, die man normalerweise nie mit völlig Fremden teilt, indem man zuschauen muss, wie gegessen wird. Man wird förmlich in Nähe gezwungen. Das hat auch seine positiven Seiten, weil die Leute erzählen innerhalb kürzester Zeit ihre gesamte Lebensgeschichte. Und natürlich gibt es Räume, die diese Situationen entspannen und Distanz ermöglichen und andere, die sie verschärfen.

 

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