new environments of mobility

Barrierefreiheit bedeutet viel mehr

Lilli Beresin

Gründerin Lilli's Ballroom

www.lillisballroom.at

Kannst Du Dich bitte kurz vorstellen?
Ich mache eine private Tanzausbildung und bin gerade dabei in Wien eine Tanzschule für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu eröffnen. Ich selbst habe seit Geburt an eine sehr starke Sehschwäche. Lilli’s Ballroom wird die erste barrierefreie Tanzschule in Österreich.

Mit welchen Verkehrsmitteln bist du unterwegs?
Wenn ich alleine bin, fahre ich mit der Strassenbahn oder dem Taxi, in Begleitung auch mit der U-Bahn.

Was sind für dich wichtige Kriterien, um Barrierefreiheit generell zu gewährleisten?
Neben dem ungehinderten Zugang sind für mich die Materialoberflächen in Räumen von großer Bedeutung.

Könntest du uns das bitte näher erklären?
Es geht um die Helligkeit einer Oberfläche, sie darf nicht blenden. Viele Menschen, die eine Sehschwäche haben, fühlen sich wie ich durch grelles Licht sehr irritiert. Auch Spiegel wird es in der Tanzschule nicht geben und sind generell für Menschen mit einer Sehschwäche eher ein Hindernis, ich sehe höchstens meine Umrisse. Die Räume sollen großzügig und klar dimensioniert sein, keine unerwarteten Ecken und Kanten haben und natürlich keine Stufen.

Hast du das Gefühl, dass diese Kriterien Allgemeinwissen sind und auch entsprechend umgesetzt werden?
Nicht immer. Es ist für mich wirklich wichtig ist, dass eine Oberfläche nicht blenden darf. Damit ich auf der Bühne auftreten kann, muss ich meist darum bitten, das Licht, die Scheinwerfer so gut es geht zu dimmen, ansonsten muss ich mit der Sonnenbrille tanzen, oder ich kneife die Augen zu, bzw. schließe sie im schlimmsten Fall und irgendwie wäre es doch ganz gut mit offenen Augen zu tanzen….

Hast du besondere Ansprüche an die Akustik eines Raumes?
Die Akustik ist von großer Bedeutung. Es darf nicht hallen, insbesondere bei sehschwachen Menschen, kann es Verwirrung in der Orientierung auslösen. All diese Bedürfnisse, werden im öffentlichen Verkehr so gut wie nicht berücksichtigt. Es reduziert sich immer alles auf das Thema der Wegeleitung, die Themen Akustik, Helligkeit der Oberflächen und das Licht und ihre immense Bedeutung, werden vernachlässigt.

 

Ein Kommentar

  1. Nicole Rybiczka

    Danke liebe Lilli, dass du uns in deine Wahrnehmungswelt Einblicke gewährst und das offen ansprichst!
    Denn nur durch konkretes Ansprechen der Dinge – die unterschiedlich empfunden und aufgenommen werden von unseren Sinnen – können wir die von dir, mir und vielen Gleichgesinnten erwünschte Inklusionsgesellschaft täglich mitgestalten.
    Damit es jeden Tag ein wenig barrierefreier werden kann. Danke Lilli, take care Nicole